300 Jahre Balthasar - Neumann - Quelle Bad Bocklet

300 Jahre Quelle Bad Bocklet
Bildrechte Timo Lechner

Wie Pfarrer Schöppner vor 300 Jahren die Kurseelsorge in Bad Bocklet begründet

Das eisenhaltige Wasser der Heilquelle von Bad Bocklet soll das Immunsystem stärken und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren. Für spirituelle Fragen hat Kurseelsorger Maik Richter ein offenes Ohr.

Bräunliches Wasser einer Quelle im kleinen Rhön-Ort Bocklet erweckte anno 1724 die Neugierde von Pfarrer Johann Georg Schöppner aus dem benachbarten Aschach. Heute ist Bad Bocklet (Landkreis Bad Kissingen) ein Staatsbad mit der wohl eisenhaltigsten Quelle Deutschlands. Spiritualität spielt in dem Kurort auch eine Rolle: nicht nur bei vielen Anwendungen, sondern auch bei Kurseelsorger Maik Richter.

Zwar kommt man mit gut 20.000 Kurgästen pro Jahr bei weitem nicht an die Zahlen des "großen Bruders", dem benachbarten Bad Kissingen, heran. Doch die 1937 zum "Bad" erhobene Marktgemeinde Bad Bocklet ist stolz auf ihre in den vergangenen Jahren immer wieder modernisierten Einrichtungen, einen ganzheitlichen Gesundheitsansatz und nicht zuletzt die Tradition.

Die begründete vor 300 Jahren Pfarrer Schöppner auch, weil er seine Verkostung des metallisch schmeckenden Wassers nicht für sich behielt. Stattdessen berichtete er bei nächster Gelegenheit Fürstbischof Franz von Hutten von seiner Entdeckung. Der wiederum ließ seinen Leibarzt das Wasser untersuchen und für gut befinden.

Kurseelsorge von Pfarrer Schöppner begründet
Heute weiß man, dass der Gehalt von zweiwertig-aktivem Eisen, Kalzium sowie Mineralien im Wasser die Ausscheidung von Schadstoffen unterstützt und der hohe Hydrogencarbonat-Gehalt des Heilwassers dabei hilft, das Immunsystem zu stärken und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Auch Maik Richter hält gerne einen Trinkbecher unter den Strahl des Quellbrunnens, der auf Anweisung des Fürstbischofs durch seinen berühmten Hofarchitekten Balthasar Neumann gefasst wurde. Dabei soll er 1725 auf historische Eichenbalken und Waffen gestoßen sein, was vermuten lässt, dass bereits in keltischer oder germanischer Zeit die Menschen das Wasser zu schätzen wussten.

Die Entdeckung Johann Georg Schöppners sei ein Segen für den Ort gewesen, der heute rund 4.700 Einwohner zählt, sagt Maik Richter. Prominente Gäste waren unter anderem die bayerische Kronprinzessin und spätere Königin Marie, Mutter von Ludwig II., oder Soraya von Persien.

Im Lesesaal findet man einen Gipsabdruck des Grabmals der hier verstorbenen Auguste Böhmer, die mit ihrer Mutter Karoline Schlegel, einer der wichtigsten Frauen der literarischen Romantik, zur Kur in Bad Bocklet weilte. Während die Mutter rasch gesundete, starb die nur 15-Jährige Auguste infolge einer Ruhr-Erkrankung am 12. Juli 1800. Auguste galt als Liebling des "Jenaer Romantikerkreises", dem auch Goethe angehörte - der möglicherweise auch ihr leiblicher Vater gewesen sein könnte, wie seit nunmehr über 200 Jahren immer wieder gemunkelt wird.

Ein Schluck Heilwasser fühlt sich für den im thüringischen Bad Sulza aufgewachsenen Richter ein bisschen wie Heimat an. Mit halber Stelle hier sowie im benachbarten Bad Kissingen ist der Rummelsberger Diakon nicht nur Teil des pastoralen Gottesdienst-Teams, sondern auch Gäste- und Tourismusseelsorger in Bad Bocklet.

Die Menschen, denen er während seiner "Mittwochsgespräche" im kleinen Kursaal von Bad Bocklet sowie bei weiteren Veranstaltungen begegnet, hätten ihr jeweils ganz persönliches Päckchen. "Oft sitze ich einfach nur im Kurgarten, bin da für spontane Gespräche", erzählt er.

Vom fest Gläubigen bis zum Kirchendistanzierten sei alles dabei, genau diese Mischung mache seinen Job spannend.

Bad Bocklet als Kurort
"Die Menschen wollen nicht nur gesund werden, sie sind meist auch auf der Suche", erklärt Richter. Gerade in Bad Bocklet ziehe sich ein spiritueller Ansatz "vom Essen bis zur Behandlung" wie ein roter Faden durch den Tagesablauf. Das spirituelle Programm des Kurhaus-Hotels sowie des Diözesan-Caritasverbands schaffe zusammen mit der von beiden Konfessionen besetzten Kur- und Reha-Seelsorge eine große Vielfalt.

Kurdirektor Thomas Beck ergänzt, man biete in Bad Bocklet insgesamt sehr viel für den Geist und die Seele der Besucherinnen und Besucher. Neben den Angeboten der Kurseelsorge seien Waldbaden, Kräuterführungen, Yoga, Gesundheitswandern sowie die Mineralbäder der Heilquelle gut besucht.

Einen Verweis auf den Entdecker der Heilquelle findet man, wenn man von oben auf die Kuranlagen blickt. Wer sich eine der Infotafeln mit Wegweisern zu den einzelnen Stationen genauer anschaut, dem fällt sicherlich die besondere Form der Anlage auf. "Der Kurpark ist wohl nicht zufällig in der Form einer Bischofsmütze gestaltet worden", sagt Maik Richter.

Das Interview ist auch unter https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kurseelsorge-bad-bocklet zu finden.